2061: Odyssee III by Arthur C. Clarke

2061: Odyssee III by Arthur C. Clarke

Autor:Arthur C. Clarke [Clarke, Arthur C.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
ISBN: 9783453025653
Google: 1cYnAQAACAAJ
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 1988-01-14T23:00:00+00:00


29 Sinkflug

Offizier Chang schlug sich mit dem Problem herum, seit die ›Galaxy‹ – zu seiner Überraschung ebenso wie zu seiner Erleichterung – erfolgreich in den Transferorbit eingetreten war. Während der nächsten zwei Stunden lag sie in Gottes Hand oder zumindest in der von Sir Isaac Newton; man konnte nur das letzte Brems- und Sinkflugmanöver abwarten.

Er hatte kurz überlegt, ob er versuchen sollte, Rose zu täuschen, indem er in der letzten Annäherungsphase dem Schiff einen Gegenvektor eingab und es so wieder in den Raum hinaussteuerte. Dann würde es wieder in einen stabilen Orbit kommen, und man konnte irgendwann von Ganymed aus eine Rettungsaktion starten. Aber gegen diesen Plan gab es einen grundlegenden Einwand: Er, Chang, würde sicher nicht mehr am Leben sein, wenn die Rettung kam. Er war zwar kein Feigling, hatte aber auch nicht den Ehrgeiz, unbedingt ein toter Held des Weltraums zu werden.

Seine Chancen, die nächste Stunde zu überleben, schienen ohnehin gering. Man hatte ihm befohlen, ganz allein einen Dreitausendtonner auf völlig unbekanntem Territorium zu landen. Das war ein Kunststück, das er nicht einmal auf dem wohlbekannten Mond hätte versuchen wollen.

»Wie viele Minuten noch, ehe Sie mit dem Bremsen beginnen?« fragte Rosie. Vielleicht war es mehr ein Befehl als eine Frage; sie kannte sich eindeutig in den Grundlagen der Astronautik aus, und Chang gab seine letzten, wilden Träume, sie zu überlisten, auf.

»Fünf«, sagte er zögernd. »Kann ich den Rest des Schiffes warnen, sich bereitzuhalten?«

»Das mache ich. Geben Sie mir das Mikro … HIER SPRICHT DIE BRÜCKE. WIR BEGINNEN IN FÜNF MINUTEN MIT DEM BREMSMANÖVER. ICH WIEDERHOLE: FÜNF MINUTEN. ENDE.«

Die in der Messe versammelten Wissenschaftler und Offiziere hatten diese Nachricht erwartet. In einem Punkt hatten sie Glück gehabt; die äußeren Videomonitoren waren nicht abgeschaltet worden. Vielleicht hatte Rose sie vergessen; wahrscheinlicher war, daß sie sich nicht darum gekümmert hatte. So konnten sie jetzt als hilflose Zuschauer – im wahrsten Sinne des Wortes ein gefesseltes Publikum – zusehen, wie sich ihr Verhängnis entfaltete.

Der umwölkte Halbmond Europa füllte nun den Sichtbereich der rückwärtigen Kamera aus. In der festen Decke aus Wasserdampf, der auf dem Weg zurück zur Nachtseite wieder kondensierte, war nirgends eine Lücke. Das war nicht wichtig, weil die Landung bis zum letzten Moment mit Radarsteuerung erfolgen würde. Es würde jedoch die Qualen der Zuschauer verlängern, die auf sichtbares Licht angewiesen waren.

Niemand starrte gespannter auf die sich nähernde Welt als der Mann, der sie so frustriert fast zehn Jahre lang studiert hatte. Rolf van der Berg saß in einem der leichten Stühle für niedrige Schwerkraft, den Haltegurt locker befestigt, und bemerkte kaum das erste Einsetzen von Gewicht, als das Bremsmanöver begann.

Innerhalb von fünf Sekunden hatten sie vollen Schub erreicht. Alle Offiziere führten auf ihren Komgeräten hastige Berechnungen durch; ohne Zugang zur Navigation konnte vieles nur Schätzung bleiben, und Kapitän Laplace wartete darauf, daß sich eine Übereinstimmung zeigte.

»Elf Minuten«, verkündete er schließlich, »vorausgesetzt, er reduziert das Schubniveau nicht – er ist jetzt auf Maximum. Und vorausgesetzt, er schwebt auf zehn Kilometer – direkt über der Wolkendecke – und geht dann senkrecht hinunter. Das könnte noch einmal fünf Minuten dauern.



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